Der Förderverein Alte Synagoge in Einbeck hat das Gebäude in mehreren Abschnitten saniert. „Wir schaffen einen Ort der Begegnung und des offenen Dialogs“ – unter diesem Motto konnte das gut 200 Jahre alte Gebäude bereits auch während der Sanierungsphase genutzt werden, seit der Fertigstellung des Nebengebäudes 2015 (dort befinden sich Küche, WC) auch logistisch besser, aber bis zum Einbau der Heizung im Hauptgebäude nur in der warmen Jahreszeit. Der zurück gewonnene Saal bietet Platz für rund 90 Personen und steht für Veranstaltungen unterschiedlicher Art zur Verfügung.
Der Förderverein Alte Synagoge in Einbeck e.V. schafft einen lebendigen Ort der Begegnung, der Menschen verschiedener Kulturen, Religionen und Generationen zusammenführt und einen offenen Dialog ermöglicht. Der Förderverein erinnert respektvoll an das jüdische Leben in Einbeck und stellt sich der geschichtlichen Verantwortung. Er bietet mit der Alten Synagoge in der Baustraße 15a in Einbeck einen einzigartigen Ort des wertschätzenden Gedankenaustauschs und der kulturellen und geschichtlichen Bildung für nachfolgende Generationen. Die Alte Synagoge soll ein Ort sein, der die Lebensfreude der jüdischen Kultur widerspiegelt und Ausdruck von Toleranz und Weltoffenheit der Menschen in Einbeck ist.
Die Alte Synagoge in Einbeck soll ein Treffpunkt für Gespräche, Versammlungen, Fortbildungen, Bildungsveranstaltungen für Kinder und Jugendliche, Vorträge, Lesungen, Konzerte und andere öffentliche Veranstaltungen sein.
Verlauf der Sanierung
Zunächst hat der Förderverein nach Erwerb des denkmalgeschützten Gebäudes im Jahr 2004 seinen Fokus auf Gebäudeschutz und statische Maßnahmen gerichtet. Die Alte Synagoge wurde für einen Kaufpreis von 16.000 Euro erworben.
Nach umfangreichen Entkernungsarbeiten wurden die Sohle und der Sockel erneuert, die Balken und Gefache wurden denkmalgerecht saniert. Anschließend wurde das Dach inkl. Dachstuhl auf die ursprüngliche Höhe zurückgebaut und 2011 neu eingedeckt. Dabei sind Baumaßnahmen im Wert von circa 98.000 Euro umgesetzt worden. Die Realisierung dieser Maßnahmen war nur möglich, weil Freunde und Förderer die gemeinsame Idee mit ihren Zuwendungen unterstützt haben. Darüber hinaus haben verschiedene Stiftungen Fördermittel von zusammen 30.000 Euro zur Verfügung gestellt.
Seit Abschluss dieser Maßnahmen ist der Saalbau der Alten Synagoge bereits wieder erkenn- und erlebbar. Seitdem dort stattfindende Veranstaltungen zeigen das große Interesse der Menschen an der Alten Synagoge, das mittlerweile in die Region und darüber hinaus strahlt.
Den Einbau sämtlicher Fenster im Jahr 2013 hat der Förderverein durch eine großartige Anstrengung erreichen können, weil sich nach gezielten Spendenaufrufen in der Presse insgesamt 15 Spender für „mehr Licht“ in der Alten Synagoge finanziell mit rund 15.000 Euro engagiert haben.
2015 hat der Förderverein das Nebengebäude saniert, in dem sich jetzt die erforderliche Infrastruktur (Küche, Toiletten, Heizungskessel) befindet. Für insgesamt rund 165.000 Euro sind in enger Abstimmung mit der örtlichen Denkmalpflege auf einer Grundfläche von rund 37 Quadratmetern vier gut nutzbare Räume entstanden: Eine Küche, ein Raum für zwei getrennte Toilettenkabinen, ein separates barrierearmes WC sowie ein Raum für einen Gasbrennwertkessel, der in Zukunft auch das Hauptgebäude mit versorgen wird. Dafür sind die notwendigen Versorgungsleitungen (Wasser, Strom, Gas) von der Straße aus neu gelegt worden. Alle Räume haben einen Gussasphaltestrich-Fußboden auf einer Betonsohle erhalten. Die östliche Giebelwand wurde komplett erneuert, hinter der Fachwerk-Fassade ist eine Holzrahmenwand mit Innendämmung eingezogen. Gefache mussten teilweise erneuert werden, neue Fenster und Türen sind in dem Nebengebäude eingebaut worden.
Von den Gesamtkosten in Höhe von rund 165.000 Euro stammen rund 20.000 Euro von der Kultur- und Denkmalstiftung des Landkreises Northeim und rund 15.000 Euro von der Volksbank-Stiftung. Das Projekt wurde wesentlich mit rund 130.000 Euro durch Mittel des Städtebaulichen Denkmalschutzes im Fördergebiet Neustadt-Möncheplatz realisiert. Die Kosten für den Einbau der Küche hat für zusätzliche 6000 Euro Fördermittel dankenswerterweise die AKB Stiftung Einbeck übernommen.
Mit vertraglicher Vereinbarung vom 01.10.2016 über die gemeinsame Nutzung der Außenfläche zwischen der Alten Synagoge und dem Kirchengebäude der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Einbeck hat der Förderverein im Jahr 2016 die Oberfläche um das Synagogengebäude mit einem Mineralgemisch versehen lassen, das Grundlage für die weitere Gestaltung der Außenanlagen sein konnte.
Ziel des nächsten Bauabschnitts „Sanierung Fassade“ im Jahr 2017 war dafür Sorge zu tragen, dass das Hauptgebäude eine wetterfeste Gebäudehülle erhält. Die Fassade wurde dabei in den Zustand versetzt, wie er nach Befunden der sachverständigen Restauratorin Anja Stadler ursprünglich war. Die Alte Synagoge hat dabei in Absprache mit der Denkmalpflege einen neuen, sandfarbenen monochromen Außenanstrich erhalten, der die Fachwerkbalken je nach Lichteinfall nur noch schwach sichtbar werden lässt. Im späten 18. Jahrhundert waren nahezu alle Gebäude mit einfarbiger Wandfassung versehen worden, oftmals um den Anschein eines Steingebäudes zu erwecken. Farbige Akzente wurden damals und werden heute nach der Sanierung wieder durch Fenster und Türen gesetzt. In Einbeck ist die Alte Synagoge das erste Fachwerkgebäude, das einen monochromen Anstrich erhalten hat – lässt man die ebenfalls monochrome Sanierung des aus dem frühen 17. Jahrhundert stammenden Eicke’schen Hauses einmal außen vor. Andernorts, beispielsweise in Göttingen, Alfeld oder Wolfenbüttel, sind monochrome Fachwerkhäuser jedoch bereits mehrfach zu sehen und durchaus üblich. In einer Stadt haben sich zu allen Zeiten Fachwerkbauten mit verschiedenen Baustilen vereinigt, es gab nie nur den einen Stil. Für unsere Sehgewohnheiten, die Fachwerk häufig ausschließlich mit bunten Balken und Verzierungen verbinden, sind monochrome Fachwerkhäuser heute fremd. Die Alte Synagoge will helfen, das wieder zu verändern.
Notwendig wurde ein Holzgutachten und die Arbeit einer Restauratorin. Von den Gesamtkosten in Höhe von rund 64.000 Euro stammen 19.000 Euro von der Kultur- und Denkmalstiftung des Landkreises Northeim und 45.000 Euro vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege.
Im letzten Bauabschnitt „Innenraum“ erhielt das Gebäude eine innovative Wandheizungtechnik, die Wände wurden mit Lehmputz versehen, dabei historische Befunde auf Teilen der Wandflächen nach Absprache mit der beauftragten Restauratorin und den Denkmalbehörden sichtbar gelassen. Die in Anlehnung an die einstige „Frauenempore“ eingebaute neue Empore ist eine Stahlkonstruktion mit Stützen. Der Fußboden wurde mit Eichenholzdielen gelegt.
Wer die Alte Synagoge heute betritt, dem wird außerdem ein großer Leuchter ins Auge fallen, der von Diplom-Designer Peter Schmitz aus Hildesheim gestaltet wurde. Drei konzentrische Ringe aus Stahlbändern, der größte mit zwei Metern Durchmesser, sind unterschiedlich horizontal ausgerichtet. Der innere Ring trägt zwölf Leuchter. Der mittlere Ring ist mit Schlagmetall vergoldet. In den äußeren Ring sind sieben Begriffe hineingeschnitten worden für die Werte, für die die Alte Synagoge in Einbeck heute steht: Offenheit, L´Chaim (hebräisch: Auf das Leben!), Vertrauen, Hoffnung, Versöhnung, Shalom, Begegnung.
Nachdem der Förderverein mit der benachbarten Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden eine Übereinkunft getroffen hat, die Fläche zwischen beiden Gebäude gemeinsam zu nutzen, konnte das Außengelände gepflastert werden, der Eingang zur Alten Synagoge ist barrierefrei über eine Rampe zugänglich.
Die Realisierung aller Maßnahmen in einem Gesamtrahmen von rund 600.000 Euro war nur möglich, weil Freunde und Förderer die gemeinsame Idee mit ihren Zuwendungen unterstützt haben.